Wi. Holderie

Wi. Holderie

Als Wilhelm Holderied in seiner Not, wie er denn eine Brücke zu Alfred Kubin schlagen solle, einen guten Freund fragte, bekam er zur Antwort: »In jedem Menschen ist Dunkelheit vorhanden und ganz besonders in dir.« Damit war für Holderied der Verbindungsweg zu Kubin offen, denn der Zwiespalt zwischen Kopf und Gefühl, dieser Seiltanz zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein ist für ihn von großen Dunkelheiten, von geheimnisvollen Unbekannten umgeben.

Während Kubin sich aus der Innensicht seiner Seele in eine verlockend abseitige Bilderwelt katapultiert hat und sie in seinen Spätwerken zur Projektionsfläche der Alltagsbeobachtung machte, entdeckt Holderied die haptische Sinnlichkeit der Strukturen von Oberflächen in der Draufsicht.

wilfried-hartleb
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Die Strukturen der Erde aus dem Blickwinkel des Vogels zu entdecken und mit Zeichen zu hinterlegen wird für Holderied zum künstlerischen Generalthema. Kubin hat sich nie von der Erdenschwere losreißen können. Holderied jedoch schuf sich seine »Traumwelt« beim Fliegen im Zwischenraum von Himmel und Erde. Aus dieser Pespektive empfindet er den Anblick der Erdzeichen als beglückend, weil sich in ihnen die Menschheitsgeschichte spiegelt.

So vereinigt Holderied in seinen Werken ein hohes Potential an kulturhistorischer Reflexion mit gestalterischer Kraft, wenn er in seiner Kunst solche Zeichen und Symbole begreifbar macht und für uns die Verbindung mit unseren Wurzeln wiederherstellt.

Autoren: Dr. Wilfried Hartleb und Kulturreferat Landkreis Passau

ISBN: 978-3-939723-15-8