Faszination Franz von Stuck

Maler, Illustrator und Arrangeur

Zum 160. Geburtstag

Franz von Stuck wurde 1863 in Tettenweis, damals Bezirk Griesbach heute Landkreis Passau, als Sohn eines Müllers geboren. Er gilt als eine der markan-testen Künstlerpersönlichkeiten Deutschlands und war auch international ein gefeierter Malerstar an der Wende zum 20. Jahrhundert. Kometenhaft ist seine Karriere verlaufen, märchengleich, wie sie nur wenige Künstlerbiographien seiner Zeit aufweisen können. 1895 wurde er im Alter von 32 Jahren zum Professor an der Münchener Kunstakademie ernannt. Vertreter vieler Nationen studierten bei ihm. Anzahl und Rang seiner Schüler sind beeindruckend, deren Begabung er förderte, ohne ihnen seinen eigenen Stil aufzuoktroyieren. Stuck ließ ihnen ihre künstlerische Freiheit und wirkte mehr durch seine Persön-lichkeit auf sie. Zu seinen Schülern zählen Albert Weisgerber, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Hans Purrmann, Willi Geiger, Josef Albers, Giorgio de Chirico und viele andere. Stuck war der letzte, der die Idee des Künstlerfürsten im antiken Gewand in die Moderne des 20. Jahrhunderts hinüberrettete. Als Stuck 1905 vom bayerischen Prinzregenten Luitpold geadelt wird, holt er den Kentauren in sein Wappen, jenes mythische Wesen, mit dessen Darstellungen er berühmt wurde.

München leuchtet

Es war die Zeit des Prinzregenten Luitpold (1821-1912). Die Kunstmetropole München war um 1900 ein Kunstfürstentum, glanzvolle Residenz der Musen und vibrierendes Zentrum der Moderne: Stefan George, Frank Wedekind, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Franziska von Reventlow und der Blaue Reiter. Stuck war ein gut Stück Münchener Welttheater, in dem Künstler wie Franz von Lenbach (1836-1904), Friedrich August von Kaulbach (1850-1920) und Franz von Stuck (1863-1928) eine fürstliche Rolle spielen durften. Und Stuck war der letzte Künstlerfürst aus Münchens großen Tagen. Wie Stuck kamen viele Künstler, Musiker, Dichter, Schauspieler und Komödianten nach München. München leuchtet, so beschreibt Thomas Mann die unvergleichliche Faszination der Isar-Stadt um die Jahrhundertwende. Im geschäftigen Berlin wurde Kunst produziert, in München wurde sie gelebt. Die Hauptstadt Bayerns war eine attraktive Kunstmetropole und verfügte über eine großartige Infrastruktur für Künstler und Kunstkäufer, die Stuck für sich zu nutzen verstand: Kunstgewerbeschule, Kunstakademie, Fabriken für Leinwand, Farben, Bilderrahmen, ein florierender Kunst- und Antiquitätenhandel, einflussreiche Künstlervereinigungen, hervorragende Museen, Galerien und für Internationale Ausstellungen seit 1854 der riesige Glaspalast auf dem Gelände des Alten Botanischen Gartens in der Münchner Innenstadt, der jedoch 1931 abbrannte. Und es gab Künstlerfeste, dazu ein modernes Verlagswesen und eine florier-ende Reproduktionsindustrie So hatte Stuck bei dem Münchener Kunstverlag Franz Hanfstaengl als seinem Exklusivverleger über 300 Werke unter Vertrag. Auch als Lithografien, Pigmentdrucke, Farbenlichtdrucke, Fotogravuren oder original signierte Radierungen entfalteten Stucks Gemälde ein Höchstmaß an Wirkung und haben wesentlich zu seinem finanziellen Erfolg beigetragen. Zudem war Stuck in Künstlerbüchern und Kunstkatalogen allgegenwärtig.

Stucks von ihm selbst entworfene, antik anmutende Villa gibt heute noch Zeugnis für seine „Traumkarriere“. Dieser „Tempel des Ich“ war eine Residenz höfischen Stils, seinem gesellschaftlichen Rang und Glanz adäquat, höchster Ausdruck des Künstlerfürsten Franz von Stuck, ein gesamtkünstlerisches Bekenntnis, ein Haus, das das Einzigartige seiner Künstlerpersönlichkeit auf eine klassische Formel bringt.

Villa Stuck um 1910

Villa Stuck in München um 1920

Als „Malerfürst“, verkörpert Stuck das Lebensgefühl und die kulturelle Bewe-gung zwischen den Jahren 1890 und 1914, die als „Fin de Siècle“ bezeichnet wird. Stuck war mehr als nur ein „Grandseigneur der Malpalette“. Der Allround-künstler genoss den Ruf, einer der besten Zeichner, Maler und Plastiker seiner Zeit zu sein. Er war Illustrator, Designer, Entwerfer von Möbeln und Karikaturist für humoristische Zeitschriften wie die populären, niveauvollen „Fliegenden Blätter“. Seine originellen Karikaturen prägten auch den geselligen Kreis der hochberühmten Künstlergesellschaft Allotria. Mit seinen aufsehenerregenden Werken, in denen Pathos, Erotik, Dekadenz und Witz zusammenspielen, zog Stuck die Aufmerksamkeit der Karikaturisten auf sich, der so zu einem der meist parodierten Künstler in den deutschen Satirezeitschriften und Druck-medien wurde.

Stuck war Werbeprofi
Stuck war Werbeprofi aus früher Erfahrung mit dem Zeichnen für den Verlag Gerlach und Schenk. In seiner ersten jugendlichen Schaffens-phase erarbeitete Stuck sich die meisten Stilelemente und Motive seines späteren malerischen und bildhauerischen Oeuvres. Das einmal erarbeitete Grundrepertoire an Formen und Figuren hat er in verschiedenen künstlerischen Medien umgesetzt und beförderte so ihren Wiedererkennungswert.

Damit hat Stuck einen weit über seine Zeit hinausweisenden Kommunikations-stil auf der Grundlage seines grafischen Werks geschaffen. Seine Plakate für die Ausstellungen im Münchener Glaspalast und die Münchener Secession wurden in ihrer gestalterischen Prägnanz und Finesse zu Markenzeichen. Das von Stuck gestaltete Plakat der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden mit über 5 Millionen Besuchern gehört mit seinem sog. „Hygieneauge“ zu seinen bekanntesten grafischen Arbeiten, das noch heute als Logo des 1912 gegründeten Deutschen Hygiene-Museums in Dresden dient.

Stuck verkörpert eine neue Generation medienbewusster Künstler, die genau wusste, wie man Kunst vermarkten und damit Geld verdienen kann. Er war so begabt, dass man an das Märchen von jenem Manne denken muss, dem alles, was er berührte, sich in Gold verwandelte. Stuck konnte alles malen. Er war nicht nur der wuchtige Bebilderer seiner Epoche, sondern mit seinen Bilder-findungen ein Avantgardist, Erfinder von bestechend inszenierten, originellen, überraschend kühnen Sinnbildern. Seine Figuren stellen Archetypen dar, die mit den Worten Stucks das „Rein-Menschliche, das Ewig-Gültige“ zu verkörpern vermochten. So üben seine opulent ins Bildliche umgesetzten Portraits von Frauen eine ungeheure Faszination aus. In seinen Bildern verwandeln sich Menschen ins Göttliche und Sinnbildliche. Seine farbensinnlichen Bilder von Schönheit, sinnlicher Erotik und düsterer Dramatik sind in ihrer raffinierten Lichtführung und Farbdramaturgie ein wahrer Traum. Über all dieser Begabung standen ein immenser Fleiß und ein großes handwerkliches Können. Seine Malerei ist auch und vor allem Arbeit am gesellschaftlichen und materiellen Aufstieg. Seine malerische Routine führte nie zu einer künstlerischen Ermattung.

Geboren in Tettenweis, Schule in Passau, Studium in München

Tettenweis um 1900 mit der spätgotischen Kirche St. Martin

Blick auf Tettenweis mit Kirche, Mühle und Kloster

Geburtshaus von Franz Stuck 1913

Stuck wurde am 23. Februar 1863 in Tettenweis als Sohn des Müllers Franz (Seraph) Stuck (1814-1882) und seiner Frau Anna geb. Schuhwerk (1833-1893) geboren. Er hatte drei Geschwister. Stuck wurde im Dorf „der Maler“ genannt. So ist überliefert, dass, bevor er schreiben und lesen konnte, „eine unzähmbare Kritzelsucht Gewalt über ihn bekam.“ Ein Stück Kreide war immer in seiner Hand oder in der Tasche und keine Diele, keine Tür, kein Zaun war vor seinen Taten sicher. Schon als Fünfjähriger hatte er alle Fußböden im Haus mit Kreide vollgekritzelt.

Franz von Stuck im Alter von 9 Jahren

Stucks Mutter Anna geb. Schuhwerk (1833-1893)

Seine Mutter erkannte und förderte frühzeitig sein zeichnerisches Talent, sie sammelte illustrierte Zeitungen aller Art und machte so ihren Sohn früh mit der Welt der Bilder vertraut. Sie war es auch, die ihn nach der Werktagsschule Tettenweis, die er von 1869-1875 besuchte, für drei Jahre in die königliche Kreiserwerbsschule zu Passau schickte, wo Stuck systematisch lernte, die Welt zeichnerisch zu erfassen. Schon mit 13 Jahren veröffentlichte er seine ersten Zeichnungen in der Donauwörther Kinderzeitschrift „Der Schutzengel. Ein Freund, Lehrer und Führer der Kinder (1876)“. Im Oktober 1878 zog er nach München und besuchte zwischen 1882 und 1884 die dortige Kunstgewerbe-schule und das Polytechnikum. Dieser handwerklich orientierten Ausbildung folgte ab 1885 das Kunststudium an der Kunstakademie in München. Am Unterricht nahm er jedoch nur selten teil, denn er musste als Zeichner und Grafiker durch kommerzielle Illustrationsaufträge seinen Lebensunterhalt verdienen. Erste Anerkennung erfuhr er mit dekorativen Entwürfen für das prächtige Mappenwerk „Allegorien und Embleme“ (1882-1884) und „Karten und Vignetten“ (1886) des Wiener Verlags Gerlach&Schenk. Diese gebrauchs-grafischen Arbeiten begründeten Stucks Ruf als genialen Zeichner und kunstgewerblichen Erfinder.

Um zum sozialen, finanziellen und künstlerischen Erfolg zu gelangen, musste sich Stuck in der Bildenden Kunst einen Namen machen. Als Grafiker, Zeichner, Karikaturist und „Kunstgewerbler“ wäre Stuck ein Künstler zweiter Klasse geblieben. Der soziale Aufstieg und der beispiellose ökonomische und künstlerische Durchbruch gelangen ihm in erster Linie als Maler mit einer herausragenden Malkunst.

Wie ein Meteor am Kunsthimmel- 1889- Stucks Durchbruch als Maler

1889 wurde zum Schicksalsjahr Stucks. Sein erstes Auftreten als Maler erfolgte auf der I. Internationalen Ausstellung im Münchener Glaspalast mit der Wucht eines Apokalyptischen Reiters, wie es sein Schüler Willi Geiger beschreibt. Der Debütant maß sich mit den Großen. Diesen Durchbruch als Maler hatte Stuck sorgfältig vorbereitet, denn dort hingen 3000 Bilder dicht an dicht. Stuck reagiert auf diese Situation mit drei großformatigen provokativ sinnlichen Gemälden, die zum Blickfang wurden: „Innocentia“, „Kämpfende Faune“ und das Aufsehen erregende Bild „Der Wächter des Paradieses“, das der christlich-religiösen Bildwelt entstammt. Diese programmatische Selbstdarstellung Stucks in der heroischen Gestalt eines muskulösen und lichtüberflutenden Engels mit weit ausgestreckten Flügeln und das Flammenschwert als Zeichen von Freiheit und Macht war Sinnbild für den Ehrgeiz des 26jährigen Malers. Die Bildunter-schrift lautet: Franz Stuck, München. Damit ergreift er öffentlich Partei im Wettbewerb zwischen den Kunststädten München und Berlin. Stuck war der Sensationsheld der 1. Internationalen Jahresausstellung, und die Jury zeichnete den Wächter mit einer Goldmedaille II.Klasse aus. Prinzregent Luitpold unter-strich außerdem das staatliche Interesse an dem jungen Maler durch ein groß-zügiges Preisgeld von 60 000 Goldmark.

Franz von Stuck, der Wächter des Paradieses, 1889

Die „Sünde“ – Stucks bekanntestes Werk

„Die Sünde“ gehört in den verschiedenen Fassungen zu den Hauptwerken Franz von Stucks, die seinen Namen in alle Welt tragen sollten. Dieses Gemälde war das Skandalbild der 1. Ausstellung der Münchner Secession 1893, die Stuck als einer der Initiatoren mitbegründet hatte. Die Sünde schenkte Stuck einen phä-nomenalen Erfolg und machte den 30-jährigen Maler zum Star der Münchner Secession. Der Skandal um sein Bild war aber auch der lang ersehnte Befrei-ungsschlag der neuen Künstlergruppe der Secessionisten, ihr Ziel: eine Revolte des Künstlertums gegen die Mittelmäßigkeit, Widerstand gegen die etablierte und kommerzialisierte Kunst, die jede Entwicklung blockierte.

Mit der Secession wird München DIE Kunstmetropole Deutschlands – und Vorbild für andere Secessionen in Wien oder Berlin, machtvoller Aufbruch in die Moderne. Stuck wird zum jüngsten Professor der Münchner Akademie ernannt und war ab sofort Garant für den jährlichen Kunst-Skandal.

Plakat für die VII. Internationale Kunstausstellung München, von Franz von Stuck 1897

Das Motiv der Sünde“ hat Stuck zwischen 1891 und 1912 mehrmals, auch in ähnlichen Variationen gemalt, um den Bedarf internationaler Museen und Sammler zu decken. In einer handschriftlichen Notiz äußert sich Stuck selbst zu dem Gemälde: „Die Sünde/Saugend mit glühenden Augen/weißen Brüsten wollüstig strotzend/…lockt das nackte Weib zur Verführung/ aber gleich daneben neben dem lockenden Antlitz, züngelt die giftige Schlange.“ Welch große Bedeutung die „Sünde“ auch für Stuck hatte, zeigt sich an dem sog. „Altar der Sünde“. In der Tradition europäischer Künstleraltäre des 19. Jahrhunderts hat Stuck in seinem Atelier in seiner Villa einen »altarähnlichen Aufbau« inszeniert, wo eigene Kunstwerke und Antikenabgüsse kombiniert waren. Auf diesem Altar nimmt die Sünde mit Tempelrahmen die Stellung des Altarblattes ein.

Diese Bildwelt Stucks war der Schlüssel zu seinem Erfolg. Stuck hat die mensch-liche Triebnatur und den Kampf der Geschlechter in archaischen Dimensionen thematisiert und in seinen Skandalbildern wie die „Sünde“ die geheimen Sehnsüchte der damaligen Gesellschaft befriedigt, die heute von einer seichten Unterhaltungsindustrie bedient werden. Denn Stuck blickt in die Tiefe der menschlichen Seele und seine Bilder sind in überspitzer Form als Lebensrätsel und Sehnsuchtswelt inszeniert. Sie zeigen aufgewühlte Gefühle, Unerklärliches, Sünde, Leidenschaft, Traum und Ekstase aber auch ein Ideal entrückter Schön-heit und alltagsenthobener Vergeistigung aber auch gepaart mit sinnlicher Erotik und düsterer Dramatik. Er hinterfragt die Wirklichkeit der Seele und des Unbewussten.

Der Schriftsteller Hans Carossa im Bann der Sünde

Kaum jemand konnte sich dem Bann der in dunklen venezianischen Tönen gemalten Sünde entziehen –biblische Eva und moderne Femme fatale zugleich, ein schöner Frauenleib mit geheimnisvollem Blick in verhängnisvollem Dämmerlicht, beherrscht von einer schillernden Schlange in giftigen, gelblich-grünlichen Akkorden.

In der königlich neuen Pinakothek hinterließ Stucks Sünde einen überwälti-genden Erfolg auf die Zeitgenossen, auch auf den damals 19 jährigen Abituri-enten Hans Carossa (1878-1956), der 1897 dieses Gemälde sah. In seinem autobiografischen Roman von 1941 „Das Jahr der schönen Täuschungen“ schreibt der Arzt und Lyriker Carossa die Wirkung der Sünde „Ein Halbkreis von Neugierigen umgab es, nun starrten wir auf die Haar- und Schlangennacht. Ein so durch und durch geniales (…) Bild wie Die Sünde von Stuck sei denn doch noch nie einem Meister gelungen, auch Raffael wirke daneben schwach. (…) Der Ruhm des Bildes trieb uns durch die Säle, nirgends verweilen wir und öffneten die Augen erst, als wir ihm endlich gegenüberstanden. (…) dem größten Kunstwerk aller Zeiten (…) in Düsternis und Blässe schwebte das ganze Bild; nur oben im Winkel brannte bedeutsam ein rötliches Höllengelb.“

Die Passauer Sünde

Der Hamburger Galerist Albert Ritthaler (1953-2021) hat alle bisher bekannten Versionen untersucht und chronologisch aufgelistet. 1993 wurde erstmals eine bislang unbekannte Version aus dem Familienbesitz im Museum Moderner Kunst Passau präsentiert, die Ritthaler als „Die Passauer Sünde“ bezeichnet. Der Schlangenkörper zeigt rote und grüne Muster, das Glanzlicht auf dem Schlangenrücken enthält ein breites Feld von Querstrichen. Als Pigmente konnten nachgewiesen werden: Bleiweiß, Zinnober, roter Farblack (Karmin-lack), Cadmiumgelb, Schweinfurtergrün, Kobaltblau und Schwarz.

Die Passauer Sünde

Stuck als Maler des Symbolismus

In den letzten Jahren erlebt der Symbolismus eine Wiederentdeckung, die in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen zu verfolgen ist. Der Kunsthistori-ker Alexander Rauch, der zwischen 1990 und 1995 Leiter des Museums Villa Stuck war, hat zur Stuckausstellung im Museum Moderner Kunst Passau im Jahr 1993 einem wegweisenden Katalogbeitrag zum Werk des Symbolisten Franz von Stuck verfasst. Stuck hat als Maler des Symbolismus in seinen Bild-visionen von Faunen, Panen, Satyrn, Nixen und lockenden Frauen eine Gegenwelt zur grauen Industrielandschaft, zum tristen Alltag der Banken, Börsen und Geschäfte und gegen die verbürgerlichte Gesellschaft geschaffen. Während die Impressionisten Naturbilder in duftige Farbklänge auffächerten oder Kubisten ihre Bildobjekte zu splittigen Prismen zerbrachen, inszenierten die Symbolisten wie Arnold Böcklin, Lovis Corinth, Max Klinger, Heinrich Vogeler und Franz von Stuck ihre Bilder in überspitzter Form als Lebensrätsel und Sehnsuchtswelten. Stucks Malerei ist figürlich, akademisch geprägt, oberflächlich betrachtet konventionell und konservativ wirkend. Es geht nicht um Revolutionierung der Form der Darstellung, sondern um den Inhalt. Stucks Kunst blickt in die Tiefe der menschlichen Seele, untersucht das Unterbewusste, die Sehnsüchte in einer Epoche großer Umbrüche.

Franz von Stuck: Faun und Nixe, 1918. Öl auf Leinwand

Vorbild war der Schweizer Arnold Böcklin

Stucks Projektion auf Figuren aus der antiken Mythologie und seine Vorliebe für das Treiben mythologischer Fabelwesen in bukolischer Naturkulisse, oft in Begleitung von Nymphen dargestellt, geht zurück auf seine Bewunderung für den Schweizer Maler Arnold Böcklin (1827-1901). Ähnlich wie Böcklin preisen Stucks Bilderwelten ein goldenes Zeitalter vor der Welt der strengen Sitten-regeln. Sie zeigen die paradiesischen Gefilde der Noch-Nichtmenschen, der Kentauren, Pane und Faune und Nixen. So kleidet Stuck seine Figuren in das ikonografische Gewand der Antike. Diese unmodern wirkende Bildwelt und die darin spielenden Figuren aus der antiken Mythologie und der biblischen Alle-gorien stehen dem Reich der Mythen und des Traumes nahe und haben heute in Fantasy, Science-Fiction oder Mythenkitsch ihren Platz gefunden.

So zeigt das Gemälde Faun und Nixe als Motiv der auf dem Rücken des Mannes reitenden Frau, eine Anspielung auf die mittelhochdeutsche Märe von Aristo-teles und Phyllis, nach der die junge Frau den alten Philosophen mit erotischen Versprechen dazu brachte, sie auf seinem Rücken zu tragen und ihn so zu be-herrschen. Dieses Motiv des Vorführens und Demütigens des Mannes durch eine überlegene Frau thematisiert Stuck in diesem Gemälde. Die kräftigen Hände des Satyr, der dem Wasser entsteigt, halten die schlangenartigen, fischähnlichen Beine der Meeresnymphe, während sie, mit mänadenhaft flatterndem Haar, seine Hörner mit Haltegriff umfasst. Der nach oben gerich-tete Blick und der geöffnete große Mund mit den roten Lippen signalisieren rauschhafte Verzückung, pure Lebensfreude und freudige Erregtheit, weil die Meeresnymphe den Satyr als Reittier benutzt und ihn so ihrem Willen unter-wirft. Franz von Stuck, der zahlreiche Gemälde mit dionysischen Themen gemalt hat, unterläuft die bürgerlichen Moralvorstellungen seiner Zeit. Durch die Überlieferung sind diese Sujets legitimiert, doch lädt er sie auf neuartige Weise erotisch auf und konterkariert die Antikenrezeption durch eine augenz-winkernde Ironie und stellt ihre historische Bedeutung in Frage.

Stuck eine überlebte Künstlerlegende – Kritik nach 1900

Von Seiten der progressiven Kunstkritik erntete Stuck nach der Jahrhundert-wende harsche Urteile. So polemisierte der in Paris lebende Kunstpapst Julius Meier-Graefe (1867-1935) in seiner „Entwicklungsgeschichte der Modernen Kunst“ von 1904 gegen Stuck und seine von Arnold Böcklin (1827-1921) inspirierte Malerei und bezeichnete sie als rückwärtsgewandte und sensationslustige „Maskerade“. Meier-Graefe, der durch seine außerordentliche literarische Produktivität und sein kulturpolitisches Engagement zu einer zentralen Figur für den europäischen Kulturtransfer im frühen 20. Jahrhundert geworden war, brandmarkt den Malerstar als „große Leistung Münchener Faschingsrenaissance“, dagegen räumt er dem französischen Impressionismus eine herausragende Stellung ein.

Dieses Urteil beschädigte Stucks Ruf und führte dazu, dass seine Anerkennung sank, wenngleich die offiziellen Ehrungen sich häuften.

Im Metropolitan Museum of Art, New York, in Boston und Chicago werden Stucks Werke ausgestellt. Auf der VIII. Internationalen Kunstausstellung in Venedig 1909 wird Stuck enthusiastisch gefeiert.

Professoren der Münchener Kunstakademie: vorne in der Mitte Ferdinand von Miller, Direktor, hinten in der Mitte Franz von Stuck

Die verkannte Avantgarde – Die andere Moderne

In einer Zeit, als sich die Avantgarden im 20. Jahrhundert in Abkehr von der Naturnachahmung über Impressionismus; Kubismus und Expressionismus auf dem Pfad der Abstraktion begaben, wurde Stucks Festhalten am künstlerischen Ideal vergangener Epochen als rückwärtsgewandt kritisiert. Gleichwohl kenn-zeichnet das symbolistische Bildsujet Stucks den Widerspruch, einerseits neu und anders sein zu wollen, andererseits ist es eine Kunst, die sich doch auf die Vorvergangenheit, die hellenistische Antike, zurückbezog.

Der Symbolismus, wie ihn Stuck ihn vertrat, war damals eine avantgardistische Bewegung und Inbegriff des modernen Kunstschaffens, dessen Fokus nicht auf dem Ziel „Abstraktion“ lag. Diese von den Zeitgenossen als revolutionär em-pfundene Kunst, die von 1890 bis 1914 zu höchster Beliebtheit und breiteste Anerkennung aufstieg, wurde mit dem Fortschreiten der Avantgarde und dem Siegeszug der Abstraktion als unmodern und aus der Zeit gefallen erklärt. 2013 wurde in einer großen Ausstellung in der Bielefelder Kunsthalle mit dem Thema „Schönheit und Geheimnis. Der deutsche Symbolismus. Die andere Moderne“ deutlich, dass der Symbolismus als europaweite Kunstbewegung der Früh-moderne für fast ein Jahrhundert weitgehend unbeachtet geblieben ist. Erst Ende des 20. Jahrhunderts wandte sich die Kunstgeschichte wieder dem Symbolismus zu und stellte die Bedeutung der symbolistischen Kunst für die weitere Entwicklung der Moderne im 20. Jahrhundert zur Diskussion.

Förderkreis Geburtshaus Franz von Stuck in Tettenweis

An dieser Wiederentdeckung und Neubewertung von Stuck hat auch der 1989 gegründete Förderkreis Geburtshaus Franz von Stuck Geburtshaus Tettenweis e.V. einen gebührenden Anteil. Nachdem in den Jahren 1986/87 das Geburts-haus Stucks am Kirchplatz von privater Hand erworben und restauriert worden war, hat der Förderkreis darin ein Museum eingerichtet. Unter dem Vereins-vorsitzenden Landrat Hanns Dorfner haben der Architekt Alois Messmer vom Architekturbüro Wörlen und Regina Heilmann- Thon, Urenkelin von Franz von Stuck, den künstlerischen Nachlass in jährlich wechselnden Ausstellungen thematisch aufgearbeitet und Einblicke in sein Leben, sein Werk und seine Zeit gegeben. Entgegen der einstmals negativen Kritik sieht man heute Stuck in einem anderen Licht, so dass sich Stuck eines wiederauflebenden Interesses erfreuen kann. So sind Stucks Bilder gesuchte Ausstellungsobjekte, wenn die europaweite Kunstbewegung der Frühmoderne thematisiert wird. Die Grundlagen dazu legte 1973 Heinrich Voss in einem Werkskatalog mit allen zu jener Zeit auffindbaren Werken Stucks nebst Biografie. Die 1997 verstorbene Ver-walterin des umfangreichen Nachlasses, die Kunsthistorikerin Eva Heilmann, eine Enkelin von Stuck, sorgte nicht nur für die wissenschaftliche Aufarbeitung der im Nachlass erhaltenen Grafik und des Plastischen Werkes. Sie initiierte zusammen mit Gerwald Sonnberger (1950-2001), Direktor des 1990 ge-gründeten Museum Moderner Kunst in Passau, eine sensationelle Gedenk-ausstellung zu Stucks 130. Geburtstag, die auch in Wien, München, Aschaffen-burg und Amsterdam zu sehen war. Auch haben die seit 1989 stattfindenden Wechselausstellungen in Stucks Geburtshaus in Tettenweis, aber auch wichtige Ausstellungen in der Villa Stuck die Kunstwerke von Stuck in die Öffentlichkeit gebracht, was zu seiner Wiederbelebung und kunsthistorischen Neubewertung beigetragen hat.

Regina Heilmann-Thon hat als zentrale Nachlassverwalterin in sehr engagierter Weise die Nachfolge ihrer 1996 verstorbenen Mutter Eva Heilmann angetreten, so dass mit den Exponaten aus dem Nachlass hochqualitative Ausstellungen konzipiert werden konnten. Es ist das große Verdienst des Förderkreises die Erinnerung an diesen großen Künstler wachgehalten und die öffentliche Diskussion um seine Künstlerpersönlichkeit befördert zu haben. Zu den Jahresausstellungen in Tettenweis erschienen jeweils hervorragende wissenschaftliche Publikationen, verfasst u.a.von den Kunsthistorikern Prof. Dr. Thomas Raff (1947-2022) und Julie Kennedy M.A.

Denkmal vor dem Geburtshaus in Tettenweis

Als markantes Denkmal hat der Förderkreis auf dem Kirchplatz auf dem Kirch-platz von Tettenweis vor seinem Geburtshaus auf einem Granitsockel eine lebensgroße Bronzeplastik von Stuck aufgestellt. Diese von dem Künstler Dominik Dengl (geb. 1954) geschaffene eindrucksvolle Figur bedeutet Erinner-ung, Wertschätzung und Nobilitierung. Sie zeigt den Künstlerfürsten im Alter von ca. 30 Jahren so, wie dieser sich selbst am liebsten als Künstlerpersön-lichkeit inszeniert hat. Dengl studierte Fotos und Bilder, die zeigen, wie Stuck in seinem Atelier im feierlichen dunkeln Gehrock sorgfältigster Schneiderarbeit mit Palette und Pinsel schweigsam und ernst vor einer großen Staffelei steht, auf der das repräsentative Selbstportrait des Malers mit seiner Frau Mary ausgestellt ist, dazu die glanzvolle Größe des Ateliersaales. Hier arbeitet kein Maler, sondern hier erschafft das von den Göttern begnadete Genie seine Werke, ein Grandseigneur der Palette. Stucks Erscheinungsbild charakterisierte der Schriftsteller und Redakteur Fritz von Ostini (1861-1927) mit den Worten: „Als hätte er sich selbst entworfen!“

Dieser Stuck´sche Habitus ist deutlich erkennbar auf einem Foto in der Berliner Zeitschrift „Die Woche“ 1903, wo er für Werbezwecke als Maler posiert. Am linken Rand des Bildes ist der „Altar der Sünde“ zu sehen, auf dem Stuck herausragende Kunstobjekte zur Schau stellte, eigene Werke und Abgüsse berühmter Plastiken der Antike, zudem eine Inschriftentafel mit den Namen von Phidias, Michelangelo, Tizian, Rubens und Velázquez, zu denen sich Stuck hier offen als seine Vorbilder für die eigene Kunst bekennt.

Die symbolistisch und kultartig aufgestellten Figuren und Bildwerke machten den Raum zum inszenierten Weiheraum. Hier wurde das Malen zum Kultakt, Stucks künstlerisches Schaffen zur sakralen Handlung.

Weitere Arbeiten sind auf einer zweiten Staffel und an den Wänden des Raumes platziert. Kostbare Teppiche unterstreichen den noblen Charakter der Szenerie. Es herrscht die Reglosigkeit des Zeremoniells. Das Gesamtkonzept dieser künstlerischen Selbstinszenierung unterstreicht auch ein Beethoven-Relief Ludwig van Beethovens, das zwischen den beiden Staffeleien zu sehen ist. Der Betrachter der Fotografie erkennt darin eine Anspielung, dass Stuck, der ein glühender Beethovenverehrer war, sich und Beethoven in unmittelbarer künstlerischer Beziehung setzt.

Photografie aus Die Woche, Berlin 1903 Nr. 3 S. 105

23. Februar 1913- Feier zum 50. Geburtstag in Tettenweis

Eine große Ehre erwies die gesamte Bevölkerung von Tettenweis dem großen Sohn ihrer Heimat an seinem 50. Geburtstag am 23. Februar 1913. Der von einer Blaskapelle angeführte große Festzug bewegte sich mit Fahnenabordnungen der Vereine durch das Dorf bis zum mit Girlanden festlich ge-schmückten Geburtshaus des geadelten Künstlerfürsten. Dort wurden mehrere Lobreden gehalten.

Die Feier in Tettenweis zum 50. Geburtstag von Franz von Stuck am 23. Februar 1913 unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung

Die Malklasse von Franz von Stuck an seinem Geburtshaus am 23. Februar 1913 mit weiblicher Begleitung

Stucks Malklasse an der Münchener Akademie hat eine Gedenktafel mit folgendem Text an seinem Geburtshaus enthüllt. „In diesem Haus wurde geboren Franz von Stuck am 23. Febr. 1863. Seine Schule 1913“.

Stucks Malklasse war damals international besetzt mit jungen Männern aus Zagreb, Prag, Chicago aus Griechenland und der Schweiz und verschiedenen Gegenden Deutschlands. Sie hatten eine lange Bahnreise hinter sich bis Pocking und kamen von dort mit dem Pferdewagen nach Tettenweis. Für die Ehrung in Tettenweis revanchierte sich Stuck bei seiner Malklasse mit einem Diner, das am 5. März im Prachtatelier der Villa Stuck stattfand – ein seltenes Privileg für die jungen Studenten, die sich von der raffinierten Speisenfolge, von den angebotenen Zigarren und vom Glanz der Hauseinrichtung beeindruckt zeigten.

Feier zum 50. Geburtstag in München

Stuck hatte nur kurzfristig von der Feier in Tettenweis erfahren und verbrachte seinen 50. Geburtstag im Familienkreis in der Villa Stuck. Am folgenden Tag, am 24. April, empfing Stuck vom Balkon der Villa die Glückwünsche von über hundert Münchener Akademiestudenten, die, angeführt von einer Musik-kapelle, in einem langen Fackelzug von der Akademie bis zur Villa Stuck mar-schiert waren, um den Meister mit Ovationen und Serenaden zu würdigen. Als Dank spendierte Stuck Freibier und Weißwürste bei der anschließenden Feier für die Studenten im nahegelegenen Maximilianskeller.

Der Fackelzug

Am 14. März 1913 gaben Stuck und seine Frau Mary ein Bankett für eine größere Gesellschaft.

Das Diner

Die Bedeutung, die Stuck diesem glanzvollen Ehrentag beimaß, zeigt Stuck an den beiden Tafelbildern „Der Fackelzug“ und „das Diner“, Kulminationspunkt seiner kometenhaften Laufbahn. Beim „Fackelzug“ liegt in der Dämmerung der Nacht der kubische Block der Villa, am der die Studenten mit glühenden Fackeln vorbeiziehen, während vor dem erhellten Atelierfenster des Obergeschosses in der Mitte des Balkons die dunkle Silhouette des Gefeierten erscheint.

Im „Diner“ blicken wir in den Prunksaal des großen Ateliers selbst. Die lange, querstehende, von Gästen besetzte Tafel wird nur von den Kerzen mehrerer fünfarmiger Leuchter bestrahlt. In der Mitte erkennt man vorne silhouettenhaft im Profil Stuck selbst und seine Gattin gegenüber im bleichen en face. Das flackernde Licht spielt gedämpft über die schweren alten Gobelins der pilaster-gegliederten Wände der Kassettendecke.

Jubiläumsjahr 2013 – Der Landkreis Passau feiert den 150. Geburtstag – Ein Volksfest für alle

Den 150. Geburtstag von Stuck hat der Landkreis Passau 2013 auf ganz be-sondere Weise gewürdigt. Inspiriert von Fotos aus dem Jahre 1913 wurde der vor 100 Jahren stattfindende Festzug am 23. Februar 2013 nachgespielt, ange-führt von der Dommelstadler Blaskapelle. Alle Ortsvereine versammelten sich mit ihren Fahnenabordnungen vor dem festlich geschmückten Geburtshaus des Künstlerfürsten, wo in Ansprachen seiner erinnert wurde. Höhepunkt war ein spektakuläres Feuerwerk, das als ein charakteristischer Bestandteil höfischer Festlichkeiten den sozialen Rang Stucks als Künstlerfürst in Szene gesetzt hat. In einer Art Feuerpoesie wurden bei diesem pyrotechnischen Schauspiel die Insignien Franz von Stucks entzündet. Anschließend haben die Festgäste und die gesamte Bevölkerung beim Postwirt Habermann in Tettenweis gefeiert.

Franz von Stuck umgeben von mythischen Figuren des Rottaler Staatszirkus

Landrat Franz Meyer überreicht Regina Heilmann Thon einen Blumenstrauß

Julie Kennedy, Regina Heilmann-Thon, Architekt Alois Messmer und Faun

Jubiläumsausstellung in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg/Inn in Zusammenarbeit mit den Europäischen Wochen Passau

Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres 2013 war eine opulente Stuckausstellung in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg, diesem Künstlerschloss, wo seit Jahrhunderten bedeutende Künstler Spuren hinterlassen haben. Die Neuburg war für diese Ausstellung besonders prädestiniert, weil Franz von Stuck eine Petition an den Prinzregenten Luitpold zur Rettung der Neuburg mitunterschrieben hat, als diese im Jahr 1908 abgerissen werden sollte. Stucks Kunstwerke aus dem Nachlass der Familie haben eine große Faszination auf jeden Besucher ausgeübt.

Landrat Franz Meyer, Julie Kennedy, Regina Heilmann Thon, Intendant der Europäischen Wochen Passau Peter Baumgardt, Kulturreferent Dr.Wilfried Hartleb

Epilog

Wenn man die Werke von Franz von Stuck betrachtet, seine Graphiken, Ge-mälde, Bilder und Skulpturen, scheinen sie für eine Welt geschaffen, die Klangschale einer unendlichen Melodie von Ästhetik und Schönheit ist. Sie befriedigen zu allen Zeiten das Grundbedürfnis des Menschen, angesichts der Abgründe des realen Lebens und der Absurditäten in der Welt und der Gesell-schaft sich an klassischen und ewiggültigen Werten und Wahrheiten zu er-freuen und sich daran festzuklammern. Gerade in unserer zukunftsgläubigen Zeit mit ihren rasch wechselnden Moden wächst die Sehnsucht nach Dingen, die überzeitliche kulturelle Bedeutung haben, die unbeschadet ihres Alters immer modern, mit einem Wort „klassisch“ sind. In diesen Sehnsuchtswelten des Menschen hat ein Künstler wie Franz von Stuck seinen Platz.