9. Station an der Wegegabelung nach Vornbach: Kloster und Schloss Vornbach (Egedacher Orgel, Effnerpark) und die bayerische Stadt Schärding

9. Station an der Wegegabelung nach Vornbach: Kloster und Schloss Vornbach (Egedacher Orgel, Effnerpark) und die bayerische Stadt Schärding

Kloster und Schloss Vornbach

Chor der Martinskirche in Vornbach, Illustration aus dem Buch „Die Sommerburg“ von Albert Schäfer-Ast, 1934

Der Künstlersteig führt nach Vornbach. Enge geschichtliche Verbindungen hat die Neuburg mit dem Benediktinerstift Vornbach. Die lichthelle Marienkirche, in deren Kern eine spätromanische Basilika steckt, lebt vom Miteinander verschiedener Bau-stile, die deutlich ablesbar sind.

Alle Schichten der Zeit, von den Stilepochen der Romanik, der Gotik bis zum Barock und den denkmalpflegerischen Restaurationen der Neuzeit prägen schillernd dieses kirchliche Bauwerk in ihrem heutigen Erscheinungsbild und machen es für den heutigen Betrachter so faszinierend.

Die ehemalige Klosterkirche wurde nach der Säkularisation Pfarrkirche der Pfarrei Vornbach. Aus dem Kloster Vornbach wurde das Schloss Vornbach.

Die Vornbacher Kirche gemalt von Elfriede Mäckel

Mit ihren zahlreichen Fresken wirkt die Stiftskirche wie ein lichterfülltes Bilderbuch. In einer der letzten Bauphasen wurde die Stiftskirche im 18. Jahrhundert von Franz Joseph Ignaz Holzinger und Johann Baptist Modler mit Stuck ausgeziert und von Innozenz Anton Waräthi mit Fresken versehen, die um Leben und Verehrung der Gottesmutter Maria und deren Zuordnung zu alttestamentlichen Frauengestalten (Judit, Ester und Hanna) kreisen.

Viele Besucher kommen besonders wegen der restaurierten Denkmalorgel. Sie ist einige der wenigen auch in ihrem barocken Klangbild erhaltenen Orgeln Süd-deutschlands. Sie wurde im Auftrag des Abtes Clarus Fassmann im Jahre 1732 von dem Orgelbauer Johann Ignaz Egedacher (1675-1744) und dem Bildhauer Joseph Mathias Götz (1696-1760) gebaut.

Nach der Säkularisation schufen die neuen Besitzer aus dem Kloster ein Schloss. Emil von Schaezler ließ um 1850 durch den Münchner königlichen Hofgartendirektor Carl von Effner (1831-1884) einen Park anlegen.

Denkmal im Vornbacher Schlosspark für Emil Freiherr von Schaetzler, dem Begründer des Vornbacher Schlossparks, der von Carl von Effner (1831-1884), dem Hofgartendirektor von König Ludwig II., geplant wurde

Grabdenkmal auf dem Vornbacher Friedhof für Paul Freiherr von Schaezler, Fideikommissbesitzer

Familiengrabstätte der Schaetzler auf dem Protestantischen Friedhof in Augsburg mit dem Grab von Baron Emil Freiherr von Schaetzler

Den Auftrag zur Neugestaltung des Gartens erhielt im Jahr 1859 der damals 28 jährige Carl von Effner (1831-1884), der später Hofgartendirektor König Ludwigs II. wurde.

Der nun geschaffene Landschaftspark Effners stand in bewusstem Kontrast zu dem einstmaligen Barockgarten des Klosters, der die Natur in geometrisch exakte Formen gezwungen hatte. So besitzt diese romantische Gartenanlage sanft geschwungene Wege, wolkenartig ausgebildete Gehölzgruppen und einen Schwanenteich.

Grabplatte an der Familiengrabstätte der Schaetzler auf dem Protestantischen Friedhof in Augsburg mit dem Grab von Baron Emil Freiherr von Schaetzler

Gartenplan für Vornbach von Carl von Effner

Monopterus im Vornbacher Park

Der von einem Stern bekrönte Monopterus, ein offener antiker runder Musentempel mit sechs Säulen, ein seit der Barockzeit beliebtes Baumotiv, erheischt in dieser einzigartigen Grünanlage seine besondere Aufmerksamkeit.

Dazu kommen eine Klause und eine Grotte als inszenierte und kontemplative Rückzugszonen.

Die zu Wolken geschlossenen Gehölzgruppen verdichten sich entlang der Wege und der Wegekreuzungen.

In den Parkrandbereichen bilden Baumgruppen die Parkgrenze. Sie lösen sich „hainartig“ auf und lassen zwischen den raumbildenden Waldinseln Platz für unter-schiedlich große Wiesenflächen. Auch zum Inn hin finden sich offene Wiesenareale, damit der Blick auf das fließende Gewässer nicht verstellt ist.

Unterschiedlich große Grasflächen, Bäume mit auffallender Blattfärbung von licht-grün bis dunkelstes Schwarzgrün, die mit schattenverträglichen Sträuchern unter-pflanzt sind, und besonders auch die spiegelnden Wasserflächen des Parkweihers verbinden sich zu einer Komposition aus sanften Farben und Sonnenlicht.

Effners Absicht war, ein begehbares Landschaftsgemälde mit unterschiedlichen Blickpunkten zu schaffen und die Gartenräume so zu modellieren, dass der Besucher den Park nicht auf einen Blick erfassen konnte. Er sollte beim Durchwandern immer aufs Neue überrascht werden, ein Bild sollte sich hinter das nächste Bild schieben, immer wieder sollten neue Ansichten und Szenerien den Weg durch den Park zu einem Erlebnis werden lassen.

Um vom Schloss her die Verbindung zum Garten herzustellen, schuf Schaetzler Aussichtsplätze zum Garten und Inn hin. So wurden die im Erdgeschoss liegenden Raumfolgen um eine wettergeschützte Veranda erweitert, dort wo West- und Südflügel zusammentreffen.

Der von einem kunstvoll geschmiedeten Geländer eingefasste Balkon, der auf drei dorischen Granitsäulen ruht, und die wettergeschützte Veranda

Einen Blick von oben erlaubte der von einem kunstvoll geschmiedeten Geländer eingefasste Balkon darüber, der auf drei dorischen Granitsäulen ruht, und über das Kaminzimmer zu erreichen war. Das Kaminzimmer gehörte zur Beletage ( ital. piano nobile), der repräsentativen Raumfolge im Stile des Historismus im Obergeschoss.

Auch vom Garten her gesehen ist die gesamte begrünte Westfassade mit Erker, Terrasse und Balkon ein Blickfang. Die Westfassade wirkt mit ihrem an Draht-spalieren emporrankenden Blauregen wie ein vertikaler Garten. Von Balkon und Terrasse konnte Schaetzler den Landschaftsgarten mit den Sichtachsen zu den markanten Blickpunkten hin beschaulich genießen.

Dazu kam, dass sich sein Auge kaum satt sehen konnte, wenn er auf die bezaubernde Flusslandschaft am unteren Inn blickte und sich der Blick bei föhnigem Wetter sogar zu den Plateaus der Alpen weitete.

Die bayrische Stadt Schärding und der Inn

Große Bedeutung für die Innschifffahrt hatte die bis zum 1779 zum Herzogtum Bayern gehörende Stadt Schärding, die im Jahr 1248 in den Besitz der bayerischen Herzöge gekommen war. Sie bauten Schärding zu einer Festungsstadt aus, denn die Region am Inn hatte große strategische Bedeutung für Bayern. Seit der landrecht-lichen Trennung Österreichs von Bayern im Jahr 1156 wurde der Inn zu einer wich-tigen Grenz- und Verteidigungslinie für Bayern gegen Österreich.

Die älteste Darstellung von Schärding aus dem Jahr 1590 von Hans Donauer (1521-1596), Antiquarium der Münchener Residenz

Keimzelle der Stadt Schärding war die aus dem 11. Jahrhundert stammende Burg, die die Brücke über den Inn schützen sollte. Da der Feind im Osten in Richtung Österreich stand, wurde der Flusslauf des Inn befestigt und Schärding im Laufe der Jahrhunderte zu einem wirkungsvollen Grenzbollwerk ausgebaut. Der Geistliche, Heimatforscher und Kartograph Johann Evangelist Lamprecht (1816-1895) hat einen Idealplan von diesem bastionären Befestigungssystem angefertigt.

Johann Evangelist Lamprecht (1816-1895)

Johann Evangelist Lamprecht, Idealplan von Schärding und der Burg Neuhaus, 1870, Stadtarchiv Schärding

Johann Evangelist Lamprecht, Idealplan Burg und Schloss Schärding, 1870

Zudem hatten die bayerischen Herzöge im Jahr 1320 damit begonnen, auf einer Felseninsel die Burg Neuhaus als festes, aus Stein gebautes Vorwerk der Stadt Schärding zu bauen. Die Burg Neuhaus wurde genau gegenüber dem Schärdinger Wassertor gebaut, wo die Waren angelandet wurden.

Kolorierter Stich von Michael Wening, 1720

Über die Schärdinger Brücke führte nämlich ein wichtiger Verkehrs- und Handels-weg, der vom Nord-westen, den Rhein aufwärts nach Frankfurt, dem Main entlang nach Würzburg, weiter nach Nürnberg und donauabwärts nach Regensburg und Vilshofen lief. Über Schärding ging es weiter nach Wels und Linz und dann in Richtung Südosten.

Adam Gottlieb Schneider/ Christoph Weigel (1745-1815), Post Route von München, nach Regensburg, Salzburg, Passau, Linz und ferners nach Wien: Aus Neuer Post und Reise-Atlas von ganz Deutschland und einigen angraenzenden Laendern…,,Nürnberg um 1790, Kupferstich koloriert, Bayerische Staatsbibliothek, Kartensammlung Mapp. VIII,9 i-4

Adam Gottlieb Schneider/ Christoph Weigel (1745-1815), Post Route von Passau, über Linz nach Wien, und von da nach Brünn: Aus Neuer Post und Reise-Atlas von ganz Deutschland und einigen angraenzenden Laendern…,,Nürnberg um 1790, Kupferstich koloriert, Bayerische Staatsbibliothek, Kartensammlung Mapp. VIII,9 i-5

Schärdings wirtschaftlicher Reichtum beruhte auf der Innschifffahrt, dem Salzhandel und der Tuch- und Leinenerzeugung. Wie bedeutend die Innschifffahrt war, zeigen die verschiedenen historischen Darstellungen. Bei allen Abbildungen sieht man Schiffe auf dem Inn fahren.

Stadt Schärding, Kupferstich von Michael Wening, 1721

Stadt Schärding, Kupferstich von Matthias Merian, Topographia Bavariae 1644

Burg Neuhaus und Schärding, Carl August Lebschée (1800-1877) nach Hans Donauer (1521-1596), gemalt 1871

Wassertor, Brücke und Schiffe, Gabriel Bodenehr der Ältere (1664-1758)

Am Wassertor mussten die Schiffe ihre Waren anlanden. Schärding besaß nämlich das Stapelrecht, weshalb die Waren für eine bestimmte Zeit in der Stadt handels-bereit gelagert und zum Verkauf angeboten werden mussten.

Das Wassertor in Schärding, um 1920