16. Station Am Mariensteg auf bayerischer Seite: Baugeschichte des Mariensteges, Goldhaubentradition im Passauer Land, Gedenktafel des bayrischen Politikers Erhard Auer
16. Station Am Mariensteg auf bayerischer Seite: Baugeschichte des Mariensteges, Goldhaubentradition im Passauer Land, Gedenktafel des bayrischen Politikers Erhard Auer
Der Mariensteg ist eine Hängebrücke, die von Neuburg am Inn über den Inn und die Landesgrenze nach Wernstein am Inn führt und nur für Fußgänger zugänglich ist. Das Brückenprojekt wurde von den beiden Gemeinden Wernstein am Inn und Neuburg a. Inn initiiert und am 15. Juli 2004 in einer gemeinsamen Gemeinderats-sitzung in Neuburg beschlossen. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben und schließlich aus sechs ein-gereichten Projekten eine Hängebrücke als Siegerprojekt ausgewählt. Architekt wurde der Linzer Erhard Kargel. Einweihung war im September 2006. Seither hat die Brücke mehrere Preise gewonnen. Im Herbst 2008 wurde die Brücke mit dem Renault-Traffic-Future-Award ausgezeichnet.
In der Begründung, warum aus den insgesamt 41 Bewerbungen die Aus-zeichnung dem Mariensteg zugesprochen wurde, wurde die Nachhaltigkeit dieses Werkes für die Zukunft und dabei den minimalen Eingriff in die Natur herausgehoben. So seien auf der einen Seite der steile Aufschwung des Innhangs zur Platzierung des einzigen Pylons genutzt und am Höchstpunkt die Seile fixiert worden.
Zum anderen flachen Ufer seien die in Richtung der Mariensäule respektvoll abschwingenden Seile in Widerankern befestigt. Das sei bis in die Details reine Not-wendigkeit, nichts könne sinnvoll hinzugefügt, nichts könne ohne Schaden wegge-nommen werden.
Die Konstruktion – filigran, entmaterialisiert, minimal in der Ästhe-tik und im Ressourcenverbrauch – und ihre Werkstoffe seien in idealer Weise nach-haltig, kühn, leicht, sympathisch und virtuos.
Darüber hinaus ermögliche die Brücke nach 45 Jahren der Einstellung des Fähr-verkehrs über den Inn die Wiederherstellung historischer, grenzüberschreitender Verbindungen.
Beschreibung des Mariensteges: Die Brücke nach Neuburg ist eine unsymmetrische Hängeseilbrücke mit einer Länge von 145 Metern, die den Inn auf einer max. Höhe von 8 Metern überspannt. Das Gesamtgewicht beläuft sich auf nur 80 Tonnen.
Nur ein einziger – auf Neuburger Seite – errichteter Pylon trägt die Brücke. Er ist nadelförmig, 30 Meter hoch und leitet die Zugkräfte über Rückspannseile in den Granitfels ab. Lot- und waagrecht wirkende Kräfte nehmen Windseile beiderseits der Querträger auf. Schwingungstilger unter dem Gehbelag minimieren Vertikal- und Horizontalschwingungen. Auch in den Nachtstunden setzt der Mariensteg Akzente.
Die Lichtinstallation der Künstlerin Waltraut Cooper lässt den Steg in den Farben des Regenbogens als Symbol des Friedens und des vereinten Europa erstrahlen.
EVP Vorsitzender Manfred Weber, der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz und der Bürgermeister Wolfgang Lindmeier am 6. Mai auf dem Mariensteg begleitet und umrahmt von den zwei Goldhaubenfrauen Anna Hartleb und Monika Kling am 6.Mai zur Eröffnung
Bayerisches Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes
Goldhaubentradition im Passauer Land
Bei der Goldhaube handelt es sich um eine nach Vorbildern des 19. Jahrhunderts gefertigte Kopfbedeckung, die von Frauen im Passauer Land als schmückendes und „krönendes“ Accessoire der Festtagskleidung getragen wird. Etwa 1.000 Trägerinnen in etwa 35 Gruppen knüpfen seit den 1970er Jahren mit großem Engagement an diese alte Tradition an.
Katalog zur Goldhaubenausstellung im Museum Kloster Asbach im Jahr 2012
Gedenktafel für Erhard Auer, erster Innenminister des Freistaates Bayern am Mariensteg
Gedenktafel für Erhard Auer am Mariensteg
Erhard Auers Lebensweg faszinierte und polarisierte bereits die Zeitgenossen. Als uneheliches Kind einer Näherin in Neuburg am Inn geboren und alsbald zum Waisen-kind geworden, gelang ihm eine steile Parteikarriere bis hin zum Landesvorsitz der bayerischen Sozialdemokraten (MSPD) am Ende des Ersten Weltkrieges.
Als Innenminister der Revolutionsmonate 1918/19 war er der entschiedene Geg-ner Kurt Eisners in der Übergangsregierung. In der Weimarer Jahren stand er ständig im Kreuzfeuer der KPD und der NSDAP. Dazu kamen Angriffe seiner eigenen Partei-freunde.
Bis 1933 blieb er der einflussreichste Parteifunktionär der bayerischen SPD und der deutschen SPD. Sein Kampf für den Erhalt der Weimarer Republik machte ihn zu einem der exponiertesten Gegner Hitlers.
Auer, der auch der Weimarer Nationalversammlung angehörte, war wie der Großteil der bayerischen MSPD-Führung bestrebt, möglichst schnell eine Koalition mit der Bayerischen Volkspartei und den Liberalen zu schließen, wie dies auf Reichsebene mit der Weimarer Koalition ebenfalls geschehen sollte.
Bei den Landtagswahlen vom 12. Januar 1919 erlitt die USPD eine vernichtende Niederlage und Eisner wollte auf der konstituierenden Sitzung des Landtages am 21. Februar 1919 seinen Rücktritt als Ministerpräsident erklären, wurde aber auf dem Weg zum Landtagsgebäude von Graf Anton von Arco-Valley erschossen.
Es kam daraufhin zu Tumulten im Landtag, bei denen Erhard Auer von dem Linksradikalen Alois Lindner angeschossen und der Major Paul Ritter von Jahreiß (Referent im bayerischen Kriegsministerium) getötet wurde. Der konservative Abge-ordnete Heinrich Osel starb ebenfalls an einer Schusswunde, die Täterschaft blieb jedoch in diesem Fall ungeklärt.
Auer wurde von Professor Ferdinand Sauerbruch operiert. Nach seiner Genesung, übernahm Auer den Vorsitz der SPD-Landtagsfraktion. Von 1919 bis 1933 war er Stadtrat in München, von Oktober 1922 bis 1933 Redakteur bei der Münchener Post.
In der Mitte der 1920er Jahre setzte sich Auer für eine reformistische Ausrichtung des neuen SPD-Grundsatzprogramms („Heidelberger Programm“) (1925) ein.
Auer gehörte zu denjenigen Sozialdemokraten, die versuchten, sich dem National-sozialismus selbstbewusst entgegenzustellen. Als Reaktion auf den Hitlerputsch von 1923 veranlasste Auer die Bildung sozialdemokratischer Selbstschutzbünde, der so genannten Auer-Garden, die später in das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ über-führt wurden.
Nach der „Machtergreifung“ durch die NSDAP tauchte Auer zunächst unter und floh nach Innsbruck. Kurze Zeit später kehrte er jedoch nach München zurück.
Am 9. Mai 1933 wurde er im Münchener Stadtrat von Nationalsozialisten schwer misshandelt und im Gefängnis Stadelheim inhaftiert. Nach seiner Freilassung erhielt Auer für München ein Aufenthaltsverbot und war in der Folge gezwungen, Aufent-haltsort und Anstellung des Öfteren zu wechseln.
Im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Auer, inzwischen schwer krank, erneut verhaftet, im KZ Dachau inhaftiert und wegen der vorrück-enden alliierten Truppen mit einem Krankenwagen nach Giengen verlegt, wo er am 20. März 1945 starb.