Fahne Neukirchen am Inn
Die Fahne vom Kath. Arbeiter Verein Neukirchen/Inn, Gemeinde Neuburg am Inn
Dem Förderkreis Neuburg am Inn e.V. wurde im Oktober 2019 die Fahne des katholischen Arbeitervereins Neukirchen am Inn von einem Antiquitätenhändler in Eferding zum Kauf angeboten. Als sich die Nachricht davon verbreitete, war die Begeisterung in der Bevölkerung sehr groß, und sofort flossen von der Gemeinde Neuburg und privaten Spendern Geldbeträge für den Ankauf. Nun ist das Interesse an dieser kulturgeschichtlich so wertvollen Fahne erwacht.
Fahnen
Eine Fahne (von althochdeutsch fano m. ‚Tuch‘, ‚Fahne‘, urgermanisch fanōn m. ‚Tuch‘, verwandt mit lateinisch pannus ‚Tuch‘, ‚Lappen‘ und altgriechisch πήνος ‚Gewebe‘).
Die Fahne war als Kampf- und Siegeszeichen, aber auch als Herrschaftszeichen schon bei den Chinesen, Orientalen, Griechen und Römern bekannt.
Im frühen Altertum befanden sich auf der Fahne als Sinnbilder meist Tierdar-stellungen. Bei den Römern war es das Adlersymbol. Dem Legionsadler an der Stangenspitze wurde in der Folge ein Stück Tuch an einem horizontalen Balken hinzugefügt – das Vexillum (Banner).
Kaiser Konstantin der Große benutzte zuerst das Kreuz als religiöses Siegeszeichen auf der Wappenfahne.
Im Jahr 309 hatte das römische Imperium vier Kaiser: Im Osten regierte Galerius Maximus, im Westen herrschten Licinius und Konstantin und in Rom Maxentius. Auch Maxentius, der Sohn von Maximianus Herculeus, war wie Konstantin kein legitimer Kaiser nach tetrarchischem Recht. 311 starb Galerius, der ohne Nachfolger blieb. Doch einer von mehreren Herrschern zu sein, reichte Konstantin nicht. Er wollte das Reich allein regieren. Um sein Ziel zu erreichen, zog er im Jahr 312 nach Rom, das damals hinter dicken Festungsmauern lag.
Nach einer legendären und eigentlich aussichtslosen Schlacht an der Milvischen Brücke siegte er mit seinen Truppen gegen seinen Konkurrenten Maxentius. Vor dem Kampf soll Konstantin eine Vision gehabt haben. Demnach sei ihm am Himmel das Kreuz erschienen, das er daraufhin auf die Fahnen seiner Truppen aufbringen ließ. Vor oder während der Schlacht an der Milvischen Brücke 312 n. Chr. erschien Kaiser Konstantin dem Großen (307-337) das Chi-Rho-Symbol mit der Verheißung, dass er in diesem Zeichen siegen werde. (Dem Schrägkreuz X = Chi wird ein P = Rho aufgelegt, wodurch die ersten beiden Buchstaben für „Christos“ = der Gesalbte entstehen.) Konstantin befestigte das Chi-Rho am Labarum, der Fahne des Oberbefehlshabers, und besiegte seinen Rivalen Maxentius.
Marmorplatte mit dem Siegeszeichen Kaiser Konstantins (Christus-Monogramm) aus
dem 4. Jahrhundert, Griechisch XP (X = Ch, P = R) = ChrR = Abkürzung für Christus;
Alpha + Omega = Anfang + Ziel. Bildquelle: Villa Hügel, Frühchristliche Kunst aus Rom,
Objekte aus den Vatikanischen Museen, Katalog.
Nach dem Sieg soll Konstantin sich auf den Christengott berufen haben. Er habe ihm den nötigen Beistand gegeben, so die Legende.
Konstantin hatte einen seiner härtesten Konkurrenten besiegt und musste sich die Macht von 313 an nur noch mit Licinius teilen, der über das oströmische Reich herrschte. Licinius und Konstantin verabschiedeten das Mailänder Toleranzedikt. In diesem ließen sie festschreiben, dass der christliche Glauben mit dem römischen Glauben an viele Götter (Polytheismus) gleichgestellt wurde. 324 besiegte Konstantin auch Licinius und wurde alleiniger Herrscher des römischen Imperiums.
Anschließend verbreitete sich das Christus-Monogramm im ganzen Römischen Reich
Fahnen im Mittelalter
Seit dem Mittelalter gehörten Fahnenumzüge zum Leben der Zünfte, Universi-täten und Bruderschaften. Prozessionsfahnen geschmückt mit religiösen Zeichen gehören seit jeher zum kirchlichen Brauchtum.
Fähnlein
Fahnen dienten ursprünglich im Kampf als Richtungszeichen, Orientierungspunkt und Sammelpunkt für die Soldaten des jeweiligen Fähnleins. Daher rührt auch der Name Fähnlein für eine bestimmte Anzahl an Kämpfern im 16. und 17. Jahrhundert. Daraus erwuchs die Bedeutung der Fahne als Symbol der christ-lichen und militärischen Ehre und Treue („Für Gott und Vaterland“).
Aus dieser Bindung der Einheiten an ihre Fahne keimte auch deren Bedeutung als Symbol für militärische Ehre und Treue:Fahneneid, den der Soldat darauf zu leisten hatte und Fahnenflucht als schweres Vergehen eines Soldaten. Dadurch wurde die Fahne quasi zum Heiligtum, das sowohl kirchlich geweiht als auch an besonderer Stelle aufbewahrt wurde
Fahnenjunker
Der Fahne wurden die militärischen Ehrbezeugungen dargebracht. Als Fahnenträger wurden ausgesuchte Personen eingesetzt, die Fähnriche, meist Junker im Offiziersrang. Die Verteidigung der Fahne war stets soldatische Pflicht. Die Eroberung einer feindlichen Fahne war eine Ruhmestat, der Verlust der eigenen galt als Schande. Die Namen der Soldaten oder Offiziere, die mit der Fahne in der Hand gefallen waren, wurden auf einem silbernen Ring an der Fahnenstange angebracht. Im Gefecht beschädigte Fahnen erhielten ebenfalls silberne Ringe, auf denen das Geschehnis vermerkt war.
Hohes Alter und Spuren bestandener Kampfhandlungen galten seit je als besondere Zierde der Fahnen.
Eroberte Fahnen und Standarten waren die schönsten Siegestrophäen und wurden selbst nach Friedensschluss nicht herausgegeben, sondern im Zeughaus oder in Kirchen aufgestellt.
Fahnen sind Symbol des Glaubens
Bei den Kreuzzügen im frühen Mittelalter, die ja heilige Kriege waren, wurden Fahnen getragen. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurde der hl. Michael zum Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches und später Deutschlands. Auf den geweihten Fahnen war auch der Erzengel Michael abgebildet, der Schutzpatron des römisch-deutschen Reiches
Prozessionsfahnen
Aus den römischen Fahnen entwickelten sich die Kirchenfahnen, wie sie mit ihrer Querstange noch heute bei Prozessionen üblich sind.
Bei kirchlichen Prozessionen spielen Fahnen traditionell eine große Rolle. In der Prozession werden Prozessionsfahnen und Banner der kirchlichen Gruppierungen und Vereine mitgeführt. Der Prozessionsweg etwa bei der Erstkommunion, bei Bischofsbesuchen, Jubiläen und Primizen sowie die Segensaltäre an Fronleich-nam werden durch kleine, am Straßenrand aufgestellte Prozessionsfähnchen geschmückt, üblicherweise meist in den Farben Gelb-Weiß, Blau-Weiß und Rot-Weiß.
Die katholische Kirchenfahne orientiert sich an der Flagge der Vatikanstadt. Die Bannerfahne ist in zwei vertikale Streifen geteilt (Gelb-Weiß).
Dreifaltigkeitskirche in Dommelstadl, Gemeinde Neuburg am Inn, Festtag
Fronleichnam mit der gelb-weißen Fahne
Die evangelische Fahne besteht aus einem weißen Hintergrund, auf dem ein großes, violettes Kreuz (über die komplette Länge und Breite) abgebildet ist.
Die Sahne- das Symbol für Ehre und Treue
Seit etwas 1800 erhielten die Fahnen Orden und Inschriften zur Erinnerung an Schlachten.
Die Fahne- das Symbol für Freude und Trauer
Gibt es einen Toten zu ehren, wird die Fahne dreimal über ihn geschwenkt.Den Trauerflor kennt man seit dem 16. Jahrhundert.
Das Fahnenschwingen ist eine Kunst zb. bei der Landshuter Hochzeit.
1475 fand in der Landshuter Pfarrkirche St. Martin die Vermählung zwischen Herzog Georg dem Reichen von Bayern-Landshut und der Tochter des polnische Königs statt. Die Hochzeit wurde prunkvoll und reichlich gefeiert. Die Hochzeitsfeier zwischen dem Wittelsbacher und der polnischen Königstochter dauerte acht Tage lang.
Fahnen beim Oktoberfestzug
Fahnen in der Vereins- und Festkultur
Vereinsfahnen haben Tradition. Sie sind Zeichen der Identitätsstiftung und Repräsentation. Jeder Traditionsverein hat eine eigene Vereinsfahne. Es zählt zum Selbstverständnis und zum Stolz der Vereine, sich auch öffentlich mit Hilfe der Fahne zu präsentieren. Bei Umzügen von geselligen, politischen, profanen oder kirchlichen Veranstaltungen werden Fahnen, Standarten und Banner getragen. Feste und Umzüge ohne Fahnenabordnungen der einzelnen Vereine sind undenkbar.
Beim ersten Oktoberfest, das am 17. Oktober 1810 anlässlich der Hochzeit des bayerischen Kronprinzen Ludwig (1786-1868) mit Prinzession Therese von Sachsen Hildburghausen (1792-1854) ins Leben gerufen wurde, winkten den Siegern der Pferderennen und Preisschießen Geld- und Fahnenpreise.
Peter Heß: „Das Pferderennen bey der Vermählungs Feyer….“1810, Kolorierter Konturenstich, Münchener Stadtmuseum
Die Verleihung der Fahnen vor dem Königszelt sollte die Identifikation der Bevölkerung mit dem noch jungen Königreich Bayern stärken.
Die wertvollsten Fahnen waren mit goldenen königlichen Initialen bestickt, andere waren bemalt oder mit Öldrucken oder lithografischen Drucken versehen.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der Vereine explosionsartig zu, wobei die Fahne zum kostbarsten Requisit der Vereine wurde. Das „Geburtsfest“ jeder Fahne war die Fahnenweihe, die mit dem gemeinschaftlichen Geleit der Fahne zur Kirche begann.
Auch heute noch haben Fahnenweihen das gleiche Ritual. Die Fahne wird von „Fahnenjungfrauen“ oder „Ehrendamen“ zum Altar getragen Traditionell fungiert dabei eine Frau als Fahnenpatin. Sie spendet meist auch das Fahnenband.
Im Rahmen des Gottesdienstes erfolgt die feierliche Einsegnung der Fahne. Die neugeweihte Fahne wird im Gottesdienst am Altar aufgestellt. Bei der Wandlung und beim Segen wird sie als Zeichen der Verbundenheit mit dem christlichen Glauben gesenkt. Nach der Weihe übergibt die „Fahnenmutter“ die Fahne an einen damit besonders geehrten Fahnenträger, den Fahnenjunker, der besonders ausgewählt war und die Fahne besonders beschützen und pfleglich behandeln musste. Ihm zur Seite steht die Fahnenbraut.
Oft werden anlässlich der Fahnenweihe die ersten Fahnenbänder, insbesondere ein schwarzes Ehrenband für die Toten des Vereins und ein Fahnenband der Fahnenmutter sowie das Band eines befreundeten Vereins als Symbol für die freundschaftlichen Verbindungen zwischen dem eigenen und dem Patenvereines befestigt.
Der Weihe schließen sich öffentliche Umzüge, Festmahlzeiten und geselliges Beisammensein an. Bei der Fahnenweihe werden zur Erinnerung bedruckte oder bestickte Fahnenbänder verliehen. Nimmt man am Festzug des Patenvereins teil, kommt das Patenband dazu, bei Gottesdiensten werden häufig Erinnerungsbänder angehängt, bei weltlichen Festen Bänder des Vorstands oder der aktiven Mit-glieder. Trauerflor, also eine schwarz verhüllte Spitze und ein schwarzes Band, trägt die Fahne bei Begräbnissen, Totengedenken und am Volkstrauertrag.
Zu den Vereinen, deren Fahnengeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann, gehörten Gesangs- und Schützenvereine. Ein besonderes Verhältnis zu ihren Fahnen kennzeichnete die militärischen Vereine, die nach den Kriegen der 1860er Jahre gegründet wurden und deren Zahl bis 1914 sprunghaft anstieg. Auch die zahlreich nach 1850 neugegründeten Feuerwehren ließen Vereinsfahnen anfertigen.
Die Vielzahl der Vereinigungen und die Häufigkeit der Fahnenauftritte machten immer wieder Neuanfertigungen von Fahnen notwendig, die Fahne wurde zum Massenprodukt.
Für ganz oder teilweise bestickte Vereins- und Gesellschaftsfahnen spielte die handwerkliche Einzelanfertigung nach Künstlerentwürfen eine wichtige Rolle.
Doch die aufkommende Fabrik- und Maschinenware machte der Handarbeit Konkurrenz. Deshalb forderte man die Rückkehr zu künstlerisch und handwerklich wertvollen, gestickten Fahnen. Insgesamt begünstigte der Bedarf an neugotischen Kirchenstickereien seit der Jahrhundertmitte die Entstehung von Paramenten- und Kunststickeranstalten, die bis über die Wende zum 20. Jahrhundert hinaus den größten Teil der kirchlichen und weltlichen Fahnen produzierten.
Vereinsfahnen zeigen dem Betrachter auf beiden Seiten vollflächig genaue Informationen über den Verein. Sie enthalten bestimmte bildliche Darstellungen (hl. Florian, hl. Josef usw.), den Vereins- und Ortsnamen, das Gründungsdatum und das Vereinsmotto und das Vereinslogo. Die Fahnenblätter selbst sind durchwegs zweilagig gearbeitet, wodurch die verwendeten Seiten oft unterschiedliche Farben zeigen. Alle Fahnen haben Fransenbesatz aus Goldkordel. Bei der aufrecht getragenen Standarte sind beide Seiten immer gut sichtbar. Standarten sind mit Schlaufen an der Fahnenstange und am sogenannten Ausleger befestigt.
Die aus einer Paramentenstickerei hervorgegangene Kunst-Stickereianstalt Hagn & Wiedemann in Landshut hatte in ihrem Sortiment auch preiswertere Aus-führungen in Maschinestickerei, von deren Qualität man sich anhand von Musterbändern überzeugen konnte.
Die Fahnenfirmen gaben bebilderte Kataloge mit Mustervorlagen für kunstvoll gestückte Fahnen, Fahnenbänder, Banner, Standarten, Abzeichen, Schärpen, Flaggen usw. heraus, an denen sich die Vereine mit ihren Gestaltungswünschen orientieren konnten.
Gestickte und bedruckte Fahnen, die maschinell hergestellt wurden (Kurbel-, Kettstich oder Plattstichstickerei), hat man oft „wertsteigernd“ mit handgestickten Elementen kombiniert.
Die Fahnenproduktion hatte mit leistungsfähigen Fabrikationsstätten an mehreren Standorten industriellen Standard erreicht, der den wachsenden Bedarf an Fahnen in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg befriedigte.
Die Fahne vom Kath. Arbeiter Verein Neukirchen/Inn
Beschreibung: Die Fahne hat ein diagonales Fahnenbild für das Tragen auf der Schulter und für den Fahnengruß
Die Fahne ist nicht gestickt. Schrift und Bild sind auf blauem Grund gemalt. An den Rändern befinden sich Fransen aus Goldfäden.
Schrift: Die Schriften auf der Fahne sind in goldener Frakturschrift geschrieben, die 1871 mit der Gründung des Deutschen Reiches zur offiziellen Amtsschrift erklärt worden war. Kath. Arbeiter Verein Neukirchen/Inn Gegründet August 1911 in goldender Schrift.
Auf blauem Grund sind Josef und der Jesusknabe in der Muschel mit einer blühenden Lilie als Zeichen der Keuschheit in der linken Hand zu sehen. Mit der rechten Hand hält er das Jesuskind auf seinem Arm. Rechts und links sind Hagebutten dargestellt
Der Arbeiterverein steht unter dem Schutze des hl. Josef, dem Patron der Handwerker.
Die Lilie: Der Blütenkelch der Lilie ist sehr ausgeprägt; deshalb verkörpert er auch Offenbarung. Der Kelch ist das spirituelle Gefäß, aus dem das ihm innewohnende Göttliche geboren wird. Ebenso stellt der tiefe Blütenkelch der Lilie den Quell des Lebens dar und kündet von Erneuerung.
Die Hagebutte: Frucht, die aus den Blüten einer Wildrose entsteht. Rosen sind Zeichen für Reinheit und Keuschheit. Die Hagebutte steht hier als Symbol der sich selbst erwählten Ehelosigkeit, was im übertragenen Sinne auch für Beziehungen ohne Trauschein gilt.
Josef, der von Beruf Zimmermann war, ist der Nähr- und Ziehvater Jesu, Josef ist der Patron der Handwerker.
Papst Pius IX. erklärte im Jahr 1870 den hl. Josef zum Schutzpatron der katholischen Kirche.
Papst Leo XIII. würdigte in seiner Enzyklika Quamquam pluries vom 15. August 1889 nachdrücklich die hervorragende Verehrung des hl. Josef.
Texte auf der Rückseite: Auf hellem Grund „Vereinter Kraft gar oft gelingt, was einer nicht zustande bringt.
Ohne Fleiß kein Preis. Der Bienenkorb ist das Symbol für Fleiß. Die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sind umgeben von Eichenblättern mit Früchten
Kreuz, Herz und Anker symbolisieren die aus dem ersten Brief des Paulus an die Korinther (1 Kor 13,13 EU) bekannten christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung.
Die drei göttlichen Tugenden sind untrennbar miteinander verbunden, doch den höchsten Stellenwert nimmt die Liebe ein. An verschiedenen Stellen ist von ihnen in der Bibel im Alten und Neuen Testament die Rede:
„Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten aber ist die Liebe.“ (Hohes Lied der Liebe letzter Satz)
“Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.” (Paulus, 1 Kor 13,13)
„Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,12-13)
Kreuz – Symbol für den Glauben (Fides). Als zweifache Verbindung diametral entgegengesetzter Punkte ist das Kreuz Sinnbild der Einheit von Extremen (z.B. Himmel und Erde), der Synthese und des Maßes, in dem sich Raum und Zeit verknüpfen. Es ist das Symbol des Mittlers zwischen den Menschen und Gott, Jesus und seinen Sühnetod am Kreuz. Als solches steht es auch als Symbol für den christlichen Glauben allgemein.
Herz – Symbol für die Liebe (caritas). Das Herz als das Zentralorgan des Gefäßesystems wird als Sitz des Lebensprinzips und der Gemütsaffekte angesehen, steht auch im biblischen Sprachgebrauch für Zuneigung und Liebe. In der Emblematik der Renaissance und des Barock wird das Herz Bild der himmlischen und irdischen Liebe, der Kardinaltugend der caritas, der Nächstenliebe
Anker – Symbol für die Hoffnung (spes)
Der Anker, der den Platz des Schiffes im Hafen sichert ist seit alters ein Zeichen der Hoffnung der Zuversicht und des Heils. Für die Christen wurde der Anker nach Hebr. 6.18ff das unmittelbar treffende Bild der Hoffnung der Glaubenden auf die himmlische Seligkeit. Der kreuzförmige Anker erinnerte an die Passion Christi.
Das Fahnenband der Fahnenmutter Kathi Priester 1912 mit verschlungenen Händen, dem Symbol der KAB.
Der Patenverein Heining dem kath. Arbeiterverein Neukirchen am Inn z. 19 Mai 1912
Die Geschichte der kath. Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnen- Bewegung
Die geschichtliche Entwicklung der heutigen Katholischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Bewegung (KAB) beginnt aber schon um 1850 durch den Mainzer Bischof Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler. Mit seiner Predigt zur sozialen Gerechtigkeit und der Zukunft der Arbeit am 25. Juli 1869 provozierte er eine politische Auseinandersetzung über die soziale Frage in Deutschland.
Er forderte unter anderem: eine Selbsthilfebewegung, Arbeitervereine, Gewerk-schaften und Genossenschaften, die Erhöhung des Arbeitslohnes, die Aner-kennung des Streikrechts, Arbeitszeitverkürzung und Arbeitspausen, den arbeits-freien Sonntag, das Verbot der Kinderarbeit, die Einführung von garantiertem Urlaub, die Gründung von Spar- und Konsumvereinen, Gewinnbeteiligung, Miteigentum und Mitbestimmung und die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Arbeit und Kapital.
Bischof Wilhelm Emanuel Ketteler
Sozialenzyklika rerum novarum
Durch die Sozialenzyklika „rerum novarum“ von Papst Leo XIII von 1891 initiiert kam es bis etwa 1928 zu einer Vielzahl von Gründungen katholischer Arbeiter- und Arbeiterinnen-Vereine in ganz Deutschland. Organisiert als Bildungs- und Selbsthilfebewegung waren die Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine und die damit verbundenen Krankenunterstützungsvereine lebenswichtige und überlebens-wichtige Einrichtungen für die Menschen damals, die ohne die fehlende Arbeitslosen- und Krankenversicherung keine soziale Absicherung hatten.
Gründung des Katholischen Arbeitervereins Neukirchen am Inn im Jahr 1911
Dem Passauer Bischof Dr. Michael von Rampf (1889-1901) war es ein großes Anliegen, „.. soweit möglich neben der staatlichen Fürsorge auch durch private Tätigkeit zur Besserung der materiellen Verhältnisse und der sozialen Lage des Arbeiterstandes beizutragen.“ Er veranlasste und förderte die Gründung von vielen Katholischen Arbeitervereinen im Bistum Passau, die sich als Bildungsvereine verstanden, Krankenunterstützungsvereine bildeten, Sparkassen gründeten und Sterbevereine entwickelten, um der „Arbeiterschaft“ zu einem besseren Leben zu verhelfen. In Domkapitular Dr. Georg Gundlach (1848-1898) und in Dompropst Dr. Franz Seraph Ritter von Pichler, der auch Landtags- und Reichstagsabgeordneter war, fand Bischof Rampf großartige Mitstreiter in sozialen Fragen. Am 12. Oktober 1891 kam es zur Gründung einer „Vereinigung katholischer Arbeitervereine Süddeutschlands.“ 1892 bestanden in der Diözese Passau sieben Katholische Arbeitervereine.
Dem Schematismus des Bistums Passau des Jahres 1892 kann man entnehmen, warum katholische Arbeiter-und Arbeiterinnenvereine gegründet wurden:
„Um der Gefahr der immer weiteren Verbreitung von verderblichen, der kirchlichen und staatlichen Ordnung (gemeint ist die Sozialdemokratie) unter der Arbeiterwelt wirksam entgegenzutreten und soweit möglich neben der staatlichen Fürsorge auch durch private Thätigkeit zur Besserung der materiellen Verhältnisse und der sozialen Lage des Arbeiterstandes beizutragen.“
Am 24. Mai 1891 war die Gründungsversammlung des Katholischen Arbeitervereins Heining, der der Patenverein des Neukirchener Arbeitervereins wurde.
Bereits 1878 war in Neukirchen der katholische Bayerische Männerverein ins Leben gerufen worden, der am 2. Juli 1928 sein 50 jähriges Bestehen feiern konnte, wovon noch ein Fahnenband erhalten ist. Im Jahr 1911 erfolgte in Neukirchen die Gründung von gleich drei Vereinen. Am 25. August 1911 bildete sich in Neukirchen der katholische Arbeiterverein, dem sofort 40 Mitglieder beitraten. Im gleichen Jahr entstand auch der Arbeiter- Unterstützungsverein, und die Obmannschaft des christlichen Bauernvereins.