Grongörgen – eine spätgotische Wallfahrtskirche ganz in Farbe gehüllt-3

4 Fenster im zweigeteilten Fenster

1. obere Reihe von links Ritter in Prunkrüstung

Ritter in Prunkrüstung auf einem Kissen knieend, darüber das Spruchband: St. Gregorius ora pro me (Hl. Gregor, bitte für mich) daneben das Wappen (beschädigt); Helmzier, wachsendes Einhorn. Der Stifter dieser Scheibe dürfte ein Nußdorfer als Inhaber der nahegelegenen Hofmark Rotenbergham sein.

Das Wappen der Nußdorfer stellt ein Einhorn dar. Das Einhorn ist ein weißes, pferdeähnliches, wildes Fabeltier, von großer Kraft und Schnelligkeit, mit einem in sich gewundenen Horn auf der Stirn. In allen Kulturkreisen kommt dieses Tier vor, vor 3000 Jahren in der chinesischen Mythologie.

In der christlichen Symbolik des Mittelalters wird die wilde, durchdringende geistige Natur des Einhorns mit einer liebevollen Güte verbunden. Nach der Beschreibung im Physiologus ließ sich das Einhorn nur fangen, wenn es seinen Kopf in den Schoß einer Jungfrau legte. In der christlichen Interpretation durch die Kirchenväter an Hand von Bibelzitaten sah man darin ein Sinnbild für die Menschwerdung Christi im Schoß der Maria. Das Einhorn als Metapher für Christus. Die legendäre Anziehungskraft, die der Duft einer Jungfrau auf das Tier ausübte, wurde im Sinne einer Bereitschaft des Geistes interpretiert, im Leib der Jungfrau Fleisch zu werden. Seine Verfolgung durch Jäger und sein blutiger Tod wurden als ein Bild für die Kreuzigung angesehen.

Dem Horn des Einhorns wurden magische Kräfte zugeschrieben. Es hieß, es spüre Gifte auf, reinige verseuchtes Wasser und heile Wunden und Krankheit.

(Das Einhorn ist auch in den Wappen des Vereinigten Köngreiches und von Schwäbisch Gmünd,

Das Wappen der Nußdorfer

Ulrich von Nußdorf war von 1451 bis 1479 als Ulrich III. Fürstbischof von Passau. Nußdorf diente Kaiser Friedrich III. als Kanzler und war Geheimer Rat des bayerischen Herzogs Ludwig IX..

Ulf von Nußdorf war bestrebt, die Herrschaft im Hochstiftsgebiet zu intensivieren und ältere Verluste an mittelbarem besitz wieder rückgängig zu machen.

1470 veranstaltete er eine Diözesansynode, bei der in 55 Kapiteln liturgische, disziplinäre und pastorale Vorschriften verabschiedet wurden. Bei der Gründung des neuen Bistums Wien 1469 wurde er als der zuständige Bischof übergangen.

Wegen der Hussitengefahr aus Böhmen ließ Bischof Ulrich in 1460iger Jahren den Markt Waldkirchen, die bedeutendste Station auf dem „Goldenen Steig“ befestigen.

1478 fanden wegen eines Hostienfrevels in Passau Judenverfolgungen statt, die zur Errichtung der Kirche St. Salvator als Sühnekirche an der Stelle einer ehemaligen Synagoge führten. Am 14. August 1479, wenige Tage vor seinem Tod, legte Bischof Ulrich den Grundstein zu diesem Bau.

2. Fenster

Erzmärtyrer und Diakon Stephanus mit einem Stein in der Hand und der hl. Sebastian mit einem Pfeil.

Der jugendliche Stephanus hat die Tracht des Diakons an (Amikt, (kragenartig gelegtes, rechteckiges Tuch, das unter der Albe getragen wird, Albe und Dalmatik) mit einem Palmzweig und einen Stein in der Hand und einem Manipel auf dem linken Arm, als Kennzeichen des Diakons (am linken Unterarm getragener reich bestickter Stoffstreifen, der an den Enden ein besonders schmuckreiches Abschlussstück besitzt, seit dem 2. Vatikanischen Konzil nicht mehr nötig)

Sebastian war Soldat in der Leibwache Diokletians. Er stand seinen christlichen Glaubensgenossen in den Kerkern bei; beim Kaiser denunziert, wurde er an einen Baum gebunden und von numidischen Bogenschützen mit Pfeilen beschossen. Der vermeintlich Tote wurde unter der Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, Irene, wiederhergestellt. Beim Zusammentreffen mit dem Kaiser stellte er diesen wegen der Verfolgung der Christen zur Rede und wurde dann mit Keulen erschlagen und in die Cloaka maxima geworfen. Die Christin Lucina, der er im Traum erschien, holte den Leichnam heraus und bestattete ihn „ad catacumbas“, wo über seinem Grab die erste Sebastiankirche erbaut wurde; sie zählt zu den sieben frühchristlichen Kirchen Roms.

Sebastian ist nicht als nackter Jüngling dargestellt, der von Pfeilen getroffen ist, sondern im 15. Jahrhundert wird er dargestellt als vornehmer junger Mann in Schuhen, engen Beinkleidern, halblangen gegürtetem blauen Rock, weißem Manteltuch und rotem Mantel. Als Kopfbedeckung hat er ein Barett, diese flache runde Kopfbedeckung aus Samt ohne Schirm oder Krempe. Seit dem 15. Jahrhundert war das Barett Zeichen gebildeter Stände.

Der hl. Sebastian ist Schutzpatron gegen die Pest.

3. Fenster

Georg, der den Drachen tötet, und der hl. Christophorus mit dem Jesuskind auf der Schulter. Beide gehören zu den 14 Nothelfern.

Georg wurde Martyrer unter Kaiser Diokletian. In allen europäischen Ländern ist er als Drachentöter volkstümlich, der die schöne Königstochter vor dem Ungetüm rettet, woraufhin sich der König mit seinem Volk taufen lässt. Er wird als stehender Ritter in Eisenrüstung dargestellt, der den Drachen durch das Kreuzeszeichen besiegt und ihn mit der Lanze durchbohrt.

Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 erfuhr der Georgskult als Streiter gegen das Heidentum Aktualisierung. Es erfolgt die Gründung des Georgsordens mit dem Ziel der Türkenbekämpfung.

Nach der Legende wollte der Riese Offerus nur dem Mächtigsten dienen, zuerst einem König, dann dem Teufel. Auf Anraten eines Einsiedlers trug er Pilger und schließlich Christus in der Gestalt eines Kindes über den Fluss. Dadurch wurde. Christophorus zu einem Patron der Pilger, der Reisenden, des Verkehrs und aller Berufe, die große Kraft erforderten. Der Anblick des Christopherus als Christusträger sollte vor plötzlichem Tod und Unheil bewahren. Deswegen kommen Christopherusdarstellungen so oft vor.

4. Fenster Christus als Schmerzensmann und Maria mit dem Jesuskind

Christus als Schmerzensmann mit Leidenswerkzeugen (Geißel und Rute). Ein Tuch umhüllt seinen Unterkörper und seine rechte Hand hält er unterhalb seiner Seitenwunde. Beide Hände zeigen die Wundmale. Man kann auch die Fußwunden erkennen. Dieses Andachtsbild zeigt Jesus als Erlöser, durch seine Wunden ist er als schon gekreuzigt ausgewiesen. Als Mensch ist er tot und als Gott lebend dargestellt. Bei diesem Schmerzensmann denkt man an die Gregorsmesse, als Gregor der Schmerzenmann erschien

Maria mit dem Jesuskind. Eine intime Mutter-Kind Beziehung drückt sich in diesem Glasbild aus. Das Konzil von Ephesos im Jahr 431 hat Maria zur jungfräulichen Gottesgebärerin erhoben.

nördliches Chorfenster zwei zueinander schauende knieende Ritter in Prunkrüstung

Im nördlichen Chorfenster zeigt das Mittelfeld zwei zueinander schauende knieende Ritter in Prunkrüstung, darüber das Schriftband: St. Maria ora pro nobis (Hl. Maria, bitte für uns). Die beiden adeligen Stifter dieses Glasfensters dürften die Brüder Jörg und Lienhardt Aichperger von Söldenau sin, die bei der Inkorporierung Grongörgens nach St. Salvator als Patronatsherren der Kirchen genannt werden.

Muttergottes mit Kind und Papst Gregor

Das Gemälde darunter zeigt die Muttergottes mit Kind und den Kirchenpatron St. Gregor (Tiara, Kreuzstab, Pontifikalgewand: Albe, (weißes, liturgisches Untergewand aus weißem Leinen in Tunikaform) grüne Dalmatik, vorne offener Chormantel: Rauchmantel, Pluviale, Vespermantel mit einer Pluvialschließe.

Sprichwort: Dick auftragen

Fialenverzierung

Das obere Feld ist mit Fialenverzierung gefüllt. Fialen (von italienisch foglia, Blatt oder Nadel in der Pflanzenwelt) Fialen heißen auch Pinakel, kleine Zinne, Spitzsäule, Fialen sind schlanke, spitz auslaufende Türmchen, als Pfeileraufsatz. Die Fialen bestehen aus einem vier- oder achteckigen Schaft und im Mittelteil die Form eines Tabernakels hat. Über dem Schaft befindet sich die Krabben besetzte und mit einer Kreuzblume bekrönte Spitze. (Fialenbekrönung)

Der sog. Wappenhimmel

Über dem Hochaltar links:

-die blau-weißen Rauten der bayerischen Herzöge

Auf der rechten Seite über dem Altar

Roter Wolf in weißem Feld: Das Wappen des Hochstifts Passau seit dem 13. Jahrhundert. Später wurde der Wolf auch das Wappentier der Stadt Passau

links

Im roten Feld eine weiße Binde, darauf einen schwarzen Streifen. Unter Fürstbischof Leonhard von Laiming (1423-1451) kam Grongörgen an das Kloster St. Salvator.

Wappen der von Laiming und Leonhard von Laiming als Fürstbischof von Passau

rechts

Im schwarzen Feld ein weißes Einhorn. Zur Zeit des Kirchenbaus war Ulrich von Nußdorf Passauer Fürstbischof (1451-1479). Die Nußdorfer waren im 15. Jahrhundert auch Inhaber der nahegelegenen Hofmark Rotenbergham.

Das Wappen der Nußdorfer und Bildnis von Fürstbischof Ulrich von Nußdorf

Im Feld der Mittelraute im Chorgewölbe

rechts

das Doppelwappen der Aichberger: auf gelben Grund über einem schwarzen Dreiberg ein waagerechter schwarzer Balken. Das Schloss der Herren und Edlen von Aichbeg stand östlich vom Kloster Reichersberg.

links

auf weißem Grund ein schräger schwarzer Balken: die Herren von Rottau. Es ist ein Passauer Ministerialgeschlecht, das schon 1573 mit Warmund von Rottau ausgestorben ist. Ihr Schloss stand zwischen Pocking und Mittich und wurde vermutlich schon im 30.jährigen Krieg zerstört.

Zwei Gesichter mit Löchern im Wappenhimmel

Bis vor ein paar Jahrzehnten hat man Am 40. Tage der Osterzeit Christi Himmelfahrt gefeiert: das der Verherrlichung des Auferstandenen gewidmete Hochfest: Christi Himmelfahrt. In den bayerischen Kirchen der Barockzeit öffnete sich früher an diesem Tag beim festlichen Gottesdienst der „Himmel“. Es war ein Deckel im Gewölbe, der mit der Heilig-Geist Taube bemalt war. Durch diese Öffnung wurde die Figur des Auferstandenen, der seine Wunden zeigt und die Fahne des Sieges in der Hand trägt, mit einer Seilwinde emporgezogen. Die Gläubigen schauten bei diesem liturgischen Spiel nach oben, bis die Figur entschwunden war. Und der Pfarrer zitierte dann die Worte des Engels aus der Apostelgeschichte im Bericht über die Himmelfahrt Christi: „Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ (Apg.1,11).

Man kann aber auch einen Psalm zitieren: „Gott stieg empor unter Jubel, singt unserm Gott, spielt unserm Gott.“

Sobald die Christusfigur aus dem Blickfeld verschwunden war, regnete es Blumen und Heiligenbildchen.

Doch gab es auch den Brauch, eine Teufelsdarstellung aus dem Kirchengewölbe-Himmel hinabzuwerfen. Die wurde von der Kirchengemeinde getreten und zerstört. Damit wurde die Herrschaft des Bösen symbolisch überwunden und Jesus konnte seinen Platz im Himmel einnehmen. Doch wurden diese Bräuche verboten.

Heiliges Grab in der Osterzeit

Literatur beim Verfasser
Fotos Wolfgang Hartwig, Rotthalmünster