10. Station: Am Teufelsfelsen vor der Vornbacher Innenge: Die Naturlandschaft und der Naturforscher Paula von Schrank

10. Station: Am Teufelsfelsen vor der Vornbacher Innenge: Die Naturlandschaft und der Naturforscher Paula von Schrank

Auf abschüssigen Hängen türmen sich mächtige Felsbastionen und polster-förmige Felsformationen, typische Anzeichen von Verwitterung, wenn Gestein über tausende von Jahren den Kräften von Frost und Wasser ausgesetzt ist.

Kleine Bäche sprudeln in Kerbtälern, über Felsstufen ergießt sich ihr Wasser hinunter in den Inn. Auf den nährstoffreichen, weniger felsigen Unterhängen sind die linden- und eschenreichen Schluchtwälder mit Eichen und Hainbuchen durchsetzt.

Diese waldreiche Land-schaft bietet Lebensraum für eine ebenso artenreiche Tierwelt wie auch eine mannig-faltige Flora. Die Innenge bildet ein Häufungsgebiet von Pflanzen, die sonst nur in tieferen Lagen der Nordalpen und vereinzelt in den Tälern des Alpenvorlandes vor-kommen. Die Unterhänge der ausgeprägten Felspartien sind reich an Frühjahrs-blühern.

Der im Hofrichterhaus des Klosters Vornbach geborene bedeutende Naturforscher Franz Paula von Schrank (1747-1835) beschäftigte sich als erster mit der Pflanzenwelt der Innenge.

Er besuchte seit 1756 die Jesuitenschule in Passau und wurde 1762 in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Paula von Schrank wurde 1774 zum Priester geweiht. Neben theologisch-philosophischen und altsprachlichen Studien beschäf-tigte er sich intensiv mit Mathematik, Physik, Entomologie, Astronomie und Botanik. 1776 erhielt S. die Professur für Physik und Mathematik am Lyzeum in Amberg und 1779 die für Rhetorik am Lyzeum in Burghausen. 1784 als Professor für Landwirt-schaft an die Univ. Ingolstadt versetzt, lehrte er zudem Forstwissenschaft, Bergbau, Botanik und Zoologie. 1785 publizierte Schrank „Naturhistorische Briefe über Öster-reich, Salzburg, Passau und Berchtesgaden“ (2 Bde.), seine erste naturkundliche Reisebeschreibung. Im selben Jahr erschien das Lehrbuch „Anfangsgründe der Bota-nik“ und darauf die „Baiersche Reise“ (1786), das Ergebnis einer 1784 unternom-menen botanisch-naturhistorischen Exkursion durch Oberbayern. Seine „Baiersche Flora“ (2 Bde., 1789) ist die erste „Gesamtflora“ Bayerns. Die natur- und landeskundliche Beschreibung „Reise nach den südlichen Gebirgen von Bayern“ (1793) entstand nach einer Reise, die Schrank 1788 auf Veranlassung der Bayer. Akademie der Wissenschaften unternommen hatte.

Nach der Verlegung der Universität nach Landshut 1800 wirkte S. dort als Professor der Botanik (u. a. Lehrer d. späteren bayer. Kg. Ludwig I.). 1809 nach München versetzt, wurde er erster Konservator und Direktor des 1809 gegründeten Botanischen Gartens. Er verankerte die wissenschaftliche Botanik in Bayern und erlangte mit seiner literarischen Tätigkeit internationales Ansehen.

Schrank gilt als einer der bedeutendsten Botaniker Bayerns. Seine Reisebeschrei-bungen bilden wichtige Quellen der bayer. Landeskunde.

Diese vielfältige, waldreiche Landschaft mit Linden, Eschen, Eichen und Buchen bietet Lebensraum für eine artenreiche Tierwelt und eine mannigfaltige Flora.

Die Innenge ist ein Häufungsgebiet von Pflanzen mit präalpiner Verbreitung, Pflan-zen, die in den tieferen Lagen der Nordalpen und vereinzelt in den Tälern des Alpen-vorlandes vorkommen, wie Alpen-Schnittlauch, Sternlieb, Schnee-Heide, Nessel-Ehrenpreis, Niedrige Glockenblume, Blaugras und Vogelfuß-Segge. Die Unterhänge der ausgeprägten Felspartien sind reich an Frühjahrsblühern.

Alpen-Schnittlauch

Alpen-Schnittlauch

Nessel-Ehrenpreis

Niedrige Glockenblume

Blaugras

Vogelfußsegge

Alte Beschreibungen nennen Alpen-Maßliebchen, Buntes Reitgras oder Wilder Schnittlauch. Einige der häufigsten Pflanzen war in der Innenge das Kalk-Blaugras (Sesleria varia), das in dichten, festen Horsten alle Felsen besiedelte.

Verstreut ragen noch einige Felsköpfe über das Innwasser. Hier wachsen noch Blau-gras, Berg-Lauch, Steinbrech-Felsennelke oder Rötliches Fingerkraut, das Mauer-Hungerblümchen sowie das lockerblütige Vergissmeinnicht.

Alpen Maßliebchen

Buntes Reitgras

Wilder Schnittlauch

Berg- Lauch

Steinbrech-Felsennelke

Rötliches Fingerkraut

Mauer-Hungerblümchen

Lockerblütiges Vergissmeinnicht

So manche botanische Kostbarkeit ist jedoch dem etwa fünf Meter hohen Einstau der im Jahr 1965 erbauten Staustufe Ingling zum Opfer gefallen, die den einst reißenden Inn gezähmt hat.

Der Teufelsfelsen an der Vornbacher Innenge

Die Sage vom Teufelsfelsen: Als die Benediktiner noch zu Vornbach am Inn saßen, kam der Teufel öfters in die Gegend und hielt Umschau, wie er es wohl anstellen könne um sie zu vertreiben. Dann machte er sich auf nach Tirol, lud einen unge-heueren Felsblock auf einen Schubkarren und fuhr damit innabwärts. Er wollte in der Nacht das Wasser des Inns stauen, so dass das Kloster Vornbach plötzlich über-schwemmt würde und die Mönche ertrinken müssten. An der Vornbacher Innenge setzte er die Last nieder, um etwas zu rasten. Da läutete man in Vornbach den Tag an. So musste der Teufel den Felsen liegen lassen und unverrichteter Dinge zur Hölle zurückkehren. Quelle: Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen

Klaus Bergen (1885-1964), Im Walde nach Vornbach, 8. Sept. 1924

Schild Naturwaldparzellen in Niederbayern-Neuburger Wald

Der Totholzanteil wurde hier zur Sicherung der Artenvielfalt spürbar erhöht. Gerade die im Neuburger Wald dominierenden Buchen sind Heimstatt vieler seltener Käfer- oder Pilzarten. Diese Vielfalt schafft auch Stabilität in den Wäldern. Der staatliche Wald hat eine Vorbildfunktion. Rund 25 Prozent des Neuburger Waldes sind als FFH-Gebiet nach europäischem Naturschutzrecht ausgewiesen.